
Was wohl zu erwarten war, ist nun eingetreten: der anvisierte Bau der von Stararchitekt Oscar Niemeyer entworfenen Gedenkkapelle auf einer naturgeschützten Wiese an der Schilkseer Steilküste wurde von den Stiftern zurückgezogen, nachdem der Protest zahlreicher Schilkseer Bürger immer lauter wurde. Joachim Balzer, baupolitischer Sprecher der Ratsfraktion DIE LINKE, bedauert die Entscheidung außerordentlich, weil natürlich ein Niemeyer-Werk ein wichtiges Kulturdenkmal für eine ansonsten nicht gerade mit Architekturhiglights gesegneten Stadt hätte werden können; auch als ein allen Bürgerinnen und Bürgern offen stehender Ort der Besinnung.
Allerdings zeigt sich zum wiederholten Mal der ungeschickte Umgang der städtischen Protagonisten im Umgang mit der Bürgerbeteiligung. Es mutet schon seltsam an, dass, wie sich jetzt herausstellt, ein bestimmter Personenkreis wohl schon seit langer Zeit eingeweiht worden war, die betroffene Öffentlichkeit dann aber erst nach Jahren im Rahmen einer Ortsbeiratssitzung vor vollendete Tatsachen gestellt wurde; auf eine Art und Weise der Präsentation, die zumindest in dieser Veranstaltung kaum Widerrede und schon gar keine Beteiligung zuließ und wohl auch nicht sollte. War es wirklich nicht abzusehen, dass der Bau der Kapelle an dieser Stelle, die eben vielen Schilkseern als unbebaubar „für alle Ewigkeit“ gilt und wo auch das Baurecht dieses – zumindest jetzt- ausschließt, sich Widerstand regen würde? Wohl kaum. Wurde ernsthaft versucht, nach alternativen Standorten, auch in unmittelbarer Nähe des Ostseewassers, zu suchen? Wohl nicht wirklich. Schlussendlich liegt zumindest der Verdacht nahe, dass man sich von Frau von Oppersdorff, der Kock-Witwe, in Erwartung fetter Pfründe, hat einlullen lassen, so nach dem Muster „…. dass kriegen wir schon irgendwie hin!“.
Schade, dass auf diese Weise die seltene Chance vertan wurde, ein Architekturdenkmal von auch international herausragender Bedeutung und dazu noch kostenfrei für Bürgerinnen und Bürger zu realisieren. Mit Sicherheit hätte, bei Einbeziehung der Öffentlichkeit zu einem früheren Zeitpunkt, eine zielführende Lösung, auch an der Schilkseer Küste, gefunden werden können, so Joachim Balzer.