LINKE erinnert anders

2. November 2018

Nicht nur der Bundespräsident, auch DIE LINKE wird am kommenden Sonnabend nicht an der zentralen „Erinnerungsveranstaltung 100 Jahre Kieler Matrosenaufstand“ teilnehmen.

„Wir hätten uns gewünscht, dass der kulturelle Teil vom Ernst Busch Chor und nicht von einer Militärkapelle gestaltet worden wäre“, zeigt sich Fraktionsvorsitzender Stefan Rudau enttäuscht, „Schließlich haben die revoltierenden Arbeiter und Matrosen am 03.11. nicht mit Militärliedern auf den Lippen demonstriert, sondern mit der Arbeitermarseillaise.“

Auch, dass das Grußwort der Marinevertreter auf der Erinnerungsveranstaltung ausgerechnet von einem Admiral gehalten wird, stößt bei der LINKEN auf Kritik: „Schließlich war die Matrosenaufstand eben die Revolte der Matrosen gegen ihre Befehlshaber. Das jetzt die Befehlshaber statt den einfachen Rängen zu Wort kommen ist bitter.“, bemängelt Rudau

Und auch inhaltlich sind aus Sicht der LINKEN Zweifel an diesem Grußwort angebracht. Denn die deutsche Marine beruft sich auch heute noch auf Offiziere wie Admiral Scheer. So ist die Scheer Mole im Kieler Tirpitz-Hafen immer noch nicht unbenannt worden. Admiral Scheer war es, der durch den rücksichtslosen U-Boot Krieg gegen Großbritannien für viele zivile Opfer im Krieg verantwortlich war. Admiral Scheer war maßgeblich verantwortlich für die Erschießung von Max Reichpietsch und Albin Köbis im September 1917 nach der Meuterei in Wilhelmshaven.

„Schon die überwiegende Reduzierung der Ereignisse vor 100 Jahren auf dem Aspekt der Demokratie sahen wir von Anfang an skeptisch“, so Uli Schippels, Kreissprecher der LINKEN. Denn erstens habe schon vor dem 03. November 1918 der Demokratisierungsprozess durch die Wahl der Regierung Max von Baden eingesetzt. So war beispielsweise das preußische Dreiklassenwahlrecht schon abgeschafft, es gab sozialdemokratische Minister. Und Zweitens, so Schippels, wollten die Revolutionäre neben der weiteren Demokratisierung auch soziale Reformen und vor allem ein Ende des Krieges. Dies alles komme „in der Stadt, in der immer noch die Marine und die Rüstungsindustrie hofiert werden, zu kurz“.

Die Kieler Linkspartei ruft zur Teilnahme an der Erinnerungs-Demonstration am 03.11. (14.30 Uhr, Bahnhof) auf und beteiligt sich an der Kranzniederlegung am 04.11. bei der Ruhestätte auf dem Eichhoffriedhof.