
Die Ratsfraktion DIE LINKE kritisiert die Formen der Gedenk- und Erinnerungskultur in und um Kiel zu den Ereignissen rund um den Matrosenaufstand.
„Ich bin schon ziemlich entsetzt, an wen in welcher Form hier, am Brennpunkt der Novemberrevolution, erinnert wird und an wen auf der anderen Seite ein Gedenken offenbar unerwünscht ist!“, ärgert sich Fraktionsvorsitzender Stefan Rudau.
Schon gestern hatte die Ratsfraktion das angekündigte Grußwort der Marine auf der zentralen „Erinnerungsveranstaltung 100 Jahre Kieler Matrosenaufstand“ bemängelt (https://fraktion.linke-kiel.de/2018/11/02/linke-erinnert-anders/).
Bereits am 1. November hatten Mitglieder der Ratsfraktion gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Lorenz Gösta Beutin und Vertreter*innen der Kieler Hochschulgruppe dielinke.SDS versucht, im Marine-Ehrenmal Laboe einen Kranz zum Gedenken an alle Matrosen, die mutig genug waren, den Befehl zu verweigern, niederzulegen. Aber im Gegensatz zu, in die Farben des Deutschen Reiches gehüllten, Kränzen von Burschenschaften und Kriegervereinen, die dort kommentarlos ausgestellt werden, ist ein Erinnern an die wahren Helden, diejenigen, die bereit waren, ihr Leben und ihre Freiheit für ein Ende des Krieges zu riskieren, dort unerwünscht. Der Deutsche Marinebund, Betreiber des Ehrenmals in Laboe, sprach nicht nur der Delegation ein Hausverbot aus, sondern sperrte sicherheitshalber kurzfristig gleich das gesamte Ehrenmal für alle Besucher*innen ab.
Und während sich auf dem Kieler Nordfriedhof bisher leider keinerlei Hinweis auf die dort im Gräberfeld Z bestatteten Toten mit Militärzugehörigkeit, die am 3. Und 5. November 1918 in Kiel umgekommen sind, findet, besteht dort seit 1968 auf dem Gräberfeld W das Ehrengrab des Wilfried von Loewenfeld mit einem großen Gedenkstein für ihn und seine „3. Marinebrigade“, die während und nach dem Kapp-Putsch in Kiel, Breslau und Bottrop gegen die Demokratie gewütet hat.
„Es ist erbärmlich, dass, während in ganz Kiel die Novemberrevolution als ein Aufstehen für Demokratie und Frieden gefeiert wird, an diesen offiziellen Gedenkstätten immer noch nur an die reaktionären Feinde eben dieser Werte und nicht an die mutigen Verweigerer des Schlachtens erinnert wird! Zum Glück liegt ja aber zumindest das Gedenken auf dem Nordfriedhof in den Händen der Kieler Ratsversammlung. Wir werden einen entsprechenden Antrag in der Novembersitzung stellen!“, so Rudau abschließend.