Schluss mit der Bevormundung: Keine Bekleidungsvorschriften für Frauen*!

14. Februar 2019
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Die Ratsfraktion DIE LINKE kritisiert das „Schleier-Verbot“ der Kieler Universität. Dazu erklärt Ratsfrau Svenja Bierwith, innen- und frauen*politische Sprecherin der Ratsfraktion:

„Es ist leider immer noch eine weitgehend unhinterfragte Gepflogenheit, dass versucht wird, Frauen* vorzuschreiben, was sie in der Öffentlichkeit an- oder auszuziehen haben. Zu einer gleichberechtigten und weltoffenen Gesellschaft gehört die eindeutige Verständigung darauf, dass das die individuelle Entscheidung der betroffenen Frauen* selbst ist!“.

Die Debatte und die medialen Berichterstattung zu dem Fall einer Studentin, die kurz vor Weihnachten im Niqab zu einer Vorlesung erschienen war, wird zu einem großen Teil von vorgeschobenen Argumenten bestimmt. Es geht nicht darum, dass der „Diskurs in Hochschulen […] mit offenem Visier ausgetragen“ (Tobias Loose, CDU-Landtagsabgeordneter) werden soll, es geht nicht um die Befreiung von Frauen* aus fundamentalen religiösen Fesseln. Sondern es geht um einen fundamentalen Eingriff in die Grundrechte dieser Frauen*, wenn ihnen, von wem auch immer, vorgeschrieben werden soll, was sie, aus welchen Gründen auch immer, tragen dürfen und was nicht. In dem Moment, in dem von selbsternannten Befreier*innen (meistens männlichen) Bekleidungsverbote erlassen werden, üben diese die gleiche Bevormundung auf die betroffenen Frauen* aus, wie religiöse Fundamentalisten, die eine Vollverschleierung vorschreiben sollen. Und wenn es hier tatsächlich darum ginge, dass die Mimik an den Hochschulen eine so große unverzichtbare Rolle spielen würde, dann müssten konsequenter Weise auch telefonische Beratungen verboten und Menschen mit Gesichtslähmungen vom Lehrbetrieb ausgeschlossen werden. Genauso wie das Mimik-Argument taugen auch Identitätsfeststellungen nicht als Begründung für ein Verbot – diese sind bei Prüfungen natürlich auch trotz Schleier möglich.

„Nach der peinlichen Debatte vor zwei Jahren um das Burkini-Verbot in Frankreich hatte ich gehofft, dass bei Einigkeit darüber herrscht, dass in unserer Gesellschaft Bekleidungsvorschriften – oder hier besser: Entkleidungsvorschriften – nichts zu suchen haben. Diese Bevormundung muss endlich aufhören!“, so Bierwirth abschließend.