Kiel-Kanal zeigt, was falsch läuft in Kiel

4. Dezember 2019
Quelle: Ann Teegen

Eigentlich ist die jetzt angekündigte Verzögerung beim Bau des Kleinen-Kiel-Kanals keine Überraschung: Nahtlos reiht sie sich ein in die Reihe anderer Großprojekte in Kiel, die so eigentlich niemand brauchte, deren tatsächliche Kosten nur wenig mit der ursprünglichen Planung zu tun haben und deren Fertigstellung sich wie ein Bandwurm immer weiter in die Länge zieht.

„Es ist immer das Gleiche! Großprojekte hier in Kiel laufen regelmäßig aus dem Ruder und enden viel zu oft in einem peinlichen Debakel. Das ist weder Pech noch Zufall, das ist das Ergebnis von mangelhafter Planung und skrupellosem Schönreden der eigenen Denkmalprojekte!“, ärgert sich Ratsherr Stefan Rudau, Vorsitzender der Ratsfraktion DIE LINKE.

Egal, ob das Science Center, das nach acht Jahren Planung 2009 endgültig versenkt wurde, der geplante Möbelmarkt am Prüner Schlag, für den schon vor Jahren eine ganze Kleingartenkolonie weichen musste und bei dem der für 2013 geplante erste Spatenstich weiter auf sich warten lässt, oder das Hörnbad, das statt im Sommer 2017 erst im Spätherbst 2018 öffnete, 50 % teurer wurde als geplant und nach der Eröffnung vor allem aufgrund von Mängeln und Problemen für Schlagzeilen sorgte: Großprojekte laufen in Kiel nicht rund.

Und warum sollte da ausgerechnet der Kleine-Kiel-Kanal eine Ausnahme sein: An den Sinn des Projektes glaubte von Anfang an nur die damalige Rathauskooperation aus Grünen und SPD. Aber unter dem Vorwand, man könne sich so eine Gelegenheit nicht entgehen lassen, schließlich müsse die Stadt nur 3 Millionen Euro von der geplanten Investition von insgesamt 11 Millionen tragen, wurde das Vorhaben durch den Rat gepeitscht. Inzwischen belaufen sich die Kosten auf fast 19 Millionen Euro. Folgerichtig wird jetzt auch eine weitere Verzögerung angekündigt: Ursprünglich war die Fertigstellung bereits für das Jahr 2018 geplant. Dann sollten die Becken zum Tag der Deutschen Einheit 2019 gefüllt sein. Jetzt ist klar: In diesem Jahr wird daraus nichts mehr.

„Oberbürgermeister*innen und Rathauskooperationen scheinen in Kiel immer auf der Suche nach irgendwelchen Leuchtturmprojekten zu sein, um die Erinnerung an die eigene Amtszeit in irgendeiner Form in Beton zu verewigen. Um das durchzusetzen, wird dann Bevölkerung und Opposition viel zu häufig weder seriöse Planung noch realistische Prognosen vorgelegt, sondern großspurig das Blaue vom Himmel versprochen. Und am Ende tun alle überrascht, wenn diese Versprechen dann plötzlich und gänzlich unerwartet von der Realität überholt werden. Vielleicht sollten Oberbürgermeister und Rathauskooperation so ehrlich sein und endlich mal die Umbenennung Kiels in Schilda beantragen!“, so Rudau abschließend.