
Auch in Kiel wurde das in den vergangenen Wochen aufgrund einer Umfrage der Universität Lübeck in die Schlagzeilen geratene Medikament Cytotec in der Geburtshilfe eingesetzt – über Komplikationen, die mit dem Einsatz dieses Mittels außerhalb seines Zulassungsbereichs in Zusammenhang stehen könnten, ist bislang nichts bekannt.
Cytotec ist eigentlich ein Magenmedikament und als solches auch in Deutschland zugelassen. Nicht zugelassen ist es im Bereich der Geburtshilfe. Trotzdem wird es, der Lübecker Umfrage zufolge, im Rahmen der Therapiefreiheit („off-Label-use“) in jedem zweiten Deutschen Krankenhaus zur Geburtseinleitung eingesetzt. Und das, obwohl es durch diesen Einsatz außerhalb des Zulassungsbereichs offenbar immer wieder zu schweren Komplikationen bis hin zu Todesfällen gekommen ist und die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA seit Jahren vor dem Einsatz des Mittels warnt.
Eine Kleine Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE (Drucksache 0147/2020) hat jetzt ergeben, dass dieses umstrittene Medikament auch im Städtischen Krankenhaus und wahrscheinlich auch in anderen Kieler Einrichtungen der Geburtshilfe wie der Universitätsfrauenklinik zur Geburtseinleitung zum Einsatz kam. Ob es dabei zu Komplikationen gekommen ist, ist bislang noch unklar.
Dazu erklärt
Ratsfrau Svenja Bierwirth, stellvertretende Vorsitzende der Ratsfraktion DIE
LINKE:
„Die Verwaltung der
Landeshauptstadt Kiel hat uns auf unsere entsprechende Frage geantwortet, ihr
sei nicht bekannt, ob es zu Komplikationen gekommen ist, die mit dem Einsatz
von Cytotec in Zusammenhang stehen könnten, und dass sich für sie ‚keine monokausalen
Zusammenhänge ableiten‘ ließen. Das ist mir deutlich zu wenig. Es geht nicht
darum, ob der Einsatz von Cytotec allein schuld ist an möglicherweise
schwerwiegenden Komplikationen, sondern darum, das Risiko für Kinder und Mütter
bei der Geburt zu minimieren! Wir müssen aufklären, ob Cytotec hier als –
möglicherweise auch nur zusätzlicher – Risikofaktor eine Rolle gespielt hat und
was wir in Zukunft besser machen können und müssen!“