Moderne Wohnungslosenhilfe sieht anders aus!

14. Mai 2020
Quelle: Jon Tyson on Unpslash

Ratsherr Burkhardt Gernhuber, sozialpolitischer Sprecher der Ratsfraktion DIE LINKE, zeigt sich enttäuscht über das in der heutigen Ratsversammlung beschlossene „Konzept Wohnungslosenhilfe 2020“:
„Sicherlich ist dieses Konzept besser als nichts und es eröffnet auch neue Perspektiven im Umgang mit wohnungslosen Menschen in Kiel – da ist in der Vergangenheit wirklich einiges schief gelaufen. Insofern ist das Konzept tatsächlich eine Verbesserung. Aber leider bleibt es doch um Längen hinter aktuellen Ansätzen und Erkenntnissen im Umgang gerade mit dem Problem der dauerhaften Wohnungslosigkeit zurück. Die Sozialpolitik in einer modernen Landeshauptstadt in einem der reichsten Länder Europas und der Welt sollte wirklich anders aussehen!“

Kritisch sieht die Ratsfraktion DIE LINKE an der nun beschlossenen Vorlage z.B. den recht allgemein gehaltenen Ansatz des „Fördern und Forderns“. Dieses Konzept muss im Umgang mit Wohnungslosigkeit inzwischen als veraltet gelten. Modern und zeitgemäß wäre ein Programm, dass dem Konzept „Housing First“ folgt. Im Unterschied zu anderen Programmen müssten sich wohnungslose Menschen dabei nicht erst durch verschiedene Bedingungen für unabhängige und dauerhafte Wohnungen „qualifizieren“. Studien zeigen, dass sich dadurch Menschen, die tatsächlich auf der Straße leben sehr viel besser und nachhaltiger in Wohnverhältnisse bringen lassen als durch andere Programme. Zudem verbessert sich dabei nicht nur der Gesundheitszustand der Teilnehmer*innen, auch Drogenkonsum und Kriminalitätsrate sinken im Durchschnitt und die Bereitschaft für Therapieangebote steigt.

Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt richtet sich bei dem nun beschlossenen Konzept gegen die Befristung für Trainingswohnungen und andere Formen des begleiteten Wohnens auf nur ein halbes Jahr:
„Dadurch wird jeder Erfolg dieses Konzepts von vornherein verhindert. Alle bisherigen Erfahrungen mit solchen Programmen zeigen, dass mindestens eine Dauer von einem vollen Jahr gewährleistet sein muss, um nachhaltige Effekte zu erzielen. Auf der anderen Seite hat unser Sozialdezernent noch vor drei Jahren allen Ernstes angeregt, Wohnungslose, die nicht in Kiel gemeldet sind, rechtswidrig aus dem Stadtgebiet abzuschieben, statt Hilfen zu gewähren. Da war ein wirklich sozialer und moderner Ansatz realistischerweise wohl leider nicht zu erwarten!“, bedauert Gernhuber abschließend.