Die Situation im Sozialpsychiatrische Dienst dringend verbessern!

19. Mai 2022

Zur Beantwortung seiner Großen Anfrage „Situation und Leistungsfähigkeit des sozialpsychiatrischen Dienstes“ erklärt Ratsherr Burkhardt Gernhuber, Vorsitzender der Ratsfraktion DIE LINKE:

„Wir haben diese Anfrage gestellt, weil uns interne Beschwerden aus dem sozialpsychiatrischen Dienst über dauerhafte Überlastung aufgrund von fehlendem Personal, hohem Krankenstand etc. erreicht haben. Leider haben die Antworten des zuständigen Dezernenten Gerwin Stöcken nicht wirklich zu meiner Beruhigung geführt. Vielmehr verstärkt sich bei mir der Eindruck von einer eher mangelhaften Personalpolitik zugunsten des städtischen Geldbeutels und zulasten der Beschäftigten, vor allem aber von einem mangelnden Problembewusstsein!“

Sozialpsychiatrische Dienste bieten Beratung und Hilfen für Menschen mit psychischen Erkrankungen (wie z. B. schizophrenen Störungen, affektiven Störungen, Persönlichkeitsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen usw.), möglichen Suchterkrankungen und gerontopsychiatrischen Erkrankungen. Zu den Kernaufgaben gehören Kriseninterventionen und die Nachsorge nach stationären Aufenthalten. Nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch Angehörige, Freund*innen, Bekannte und Arbeitskolleg*innen können sich an die Sozialpsychiatrischen Dienste wenden. Diesem Dienst kommt schon in normalen Zeiten eine enorm wichtige Rolle für unsere Gesellschaft zu, die in den vergangenen besonders krisenhaften Monaten und Jahren mit der weltweiten Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine natürlich weiter an Bedeutung zugenommen hat.
Wenn in so einem zentralen und wichtigen Notfalldienst der Personalschlüssel zu knapp bemessen ist, unbesetzte Stellen zu spät und zu halbherzig ausgeschrieben werden, geht das nicht nur zu Lasten der Beschäftigten selbst, sondern vor allem zu Lasten der Menschen in Krisensituationen die dringend auf Hilfe und Unterstützung des Sozialpsychiatrischen Dienstes angewiesen sind. So greift der Sozialpsychiatrische Dienst seit zwei Jahren auf die Unterstützung von einem bereits pensionierten Kollegen zurück, um den Krisendienst tagsüber aufrechterhalten zu können. Dennoch wurde in den vergangenen fünf (!) Jahren nur zweimal eine entsprechende Stelle ausgeschrieben. Der Krankenstand liegt mit durchschnittlich 5,17 % in den letzten fünf Jahren deutlich über dem von den Krankenkassen gemeldeten bundesweiten Schnitt (2019: 4,34 %, 2020: 4,13 %, 2021: 3,97 %). Die Haltung, Stellen grundsätzlich nicht in Teilzeit zu besetzen, wird nicht nur in absurder Form damit begründet, dass Teilzeitstellen zu einem höheren Krankenstand und mehr Urlaubsanspruch führen würden, sondern erschwert die Personalsuche zusätzlich.
Dass Herr Stöcken in seinem Redebeitrag sehr deutlich darauf hingewiesen hat, man solle diese Thematik doch bitte nur persönlich mit ihm besprechen, statt die Mitarbeiter*innen zu befragen oder gar öffentlich in der Ratsversammlung darüber zu reden, macht deutlich, dass hier versucht wird, die teils gravierenden Probleme weiter unter der Decke zu halten.

„Das, was ich da rauslese, ist eine mangelhafte Personalpolitik, deren Folgen ausgerechnet die Kieler*innen tragen müssen, die eh schon am Boden liegen. Gerade in diesen Zeiten können wir es uns nicht leisten, den Sozialpsychiatrischen Dienst derart an die Wand zu fahren. Hier muss sich dringend etwas ändern!“, fordert Gernhuber.