Kein Platz für die Wagengruppe Schlagloch

20. Mai 2022

Zur gestrigen Ablehnung der Ratsversammlung, der Wagengruppe Schlagloch zumindest die legale Zwischennutzung eines Platzes auf dem derzeit brachliegenden „Sanierungsgebiet Holtenau Ost“ (dem ehemaligen MFG5-Gelände) zu ermöglichen, erklärt Ratsherr Burkhardt Gernhuber, Vorsitzender der Ratsfraktion DIE LINKE:

„Die Ratsmehrheit, insbesondere die Grünen, betreiben hier seit Jahren einen unwürdigen Spagat. Einerseits wollen sie den Eindruck vermitteln, sie stünden alternativen Wohn- und Lebensentwürfen gegenüber offen, und andererseits versuchen sie mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Wagengruppe Schlagloch irgendwo in Kiel ihre Vorstellungen vom gemeinsamen Wohnen und Leben legal realisieren kann. Das finde ich einfach erbärmlich!“

Seit über fünf Jahren bemüht sich die Wagengruppe Schlagloch inzwischen darum, auf irgendeiner Fläche in Kiel legal einen Wagenplatz errichten zu können. Dabei hat sie immer versucht, konstruktiv mit Politik und Verwaltung nach Kompromissen zu suchen, und eigeninitiativ zahlreiche verschiedene Flächen vorgeschlagen. Die Antwort der Stadt war immer die gleiche: Unter fadenscheinigen Gründen wurden die Vorschläge abgelehnt und den Menschen von der Wagengruppe stattdessen vorgeschlagen, sich auf dem einem ganz anderen Konzept folgendem Wagenplatz Aubrook niederzulassen. Das ist aber allein deshalb nicht möglich, weil dieser schon voll belegt ist.
Im März hatte die Ratsfraktion DIE LINKE beantragt, dass zumindest die Voraussetzungen zur dauerhaften Zuweisung einer Fläche auf dem ehemaligen MFG5-Gelände von der Verwaltung dargestellt werden sollen. Aber schon das ging den Grünen wohl deutlich zu weit und sie überwiesen diesen Prüfantrag zunächst in den Bauausschuss, um ihn dort umgehend bis in den Juni, nach der Landtagswahl, zurückzustellen. Und auch den gestern gestellten Antrag, der Wagengruppe zumindest eine Zwischennutzung bis zum Baubeginn auf dem Gelände zu ermöglichen, lehnte die Kooperation ab. Stattdessen wurde die Verwaltung beauftragt, bis zum Ende des Jahres darüber zu berichten, wo in Kiel schon alternatives Wohnen stattfindet und wo und unter welchen Bedingungen generationsübergreifende und inklusive Wohnformen möglicherweise noch erlaubt werden könnten.

„Für mich wird hier ganz deutlich: Alternative Wohnformen sind den Grünen in Kiel durchaus willkommen – solange sie sich nicht viel mehr als eine Studierenden-WG von traditionellen Wohnformen unterscheiden oder zumindest deutlich überdurchschnittliche Vermögensverhältnisse voraussetzen. Das ist alles andere als fortschrittlich und aufgeschlossen, das ist restriktiv und erzkonservativ und nicht angebracht für eine sich als ‚kreativ‘ bezeichnende Landeshauptstadt im 21 Jahrhundert!“, ärgert sich Gernhuber.