
Die Ratsfraktion DIE LINKE bedauert, dass die Ratsversammlung gestern noch kein klares Signal für die Gleichstellung von Frauen und Männern im Profisport senden wollte.
„Es ist natürlich klar, dass wir als kommunales Beschlussgremium Geschlechtergerechtigkeit im Profisport nicht einfach verordnen können. Aber wir können und sollten Förderungen mit öffentlichen Geldern schon davon abhängig machen, dass der Gleichbehandlungsgrundsatz, eine zentrale Vorgabe aus dem Grundgesetz, berücksichtigt wird. Das wäre auch ohne eine weitere Runde im Ausschuss möglich gewesen!“, kritisiert Ratsfrau Margot Hein.
Noch immer sind wir in unserer Gesellschaft an vielen Stellen weit von tatsächlicher Gleichstellung der Geschlechter entfernt. Das macht sich nicht nur in mangelnder Repräsentanz in Führungsetagen, Vorständen und Entscheidungsgremien, sondern auch in weiterhin ungleicher Bezahlung bemerkbar. Der bereinigte Gender-Pay-Gap beträgt laut statistischem Bundesamt in Deutschland aktuell 6 %.
Im Bereich des Profisports ist das besonders drastisch. Nicht zuletzt die Fußball-Europameisterschaft hat das gerade wieder sehr deutlich in das öffentliche Bewusstsein gerückt: Im Fußball gibt es in Deutschland für Männer drei Profiligen, in denen die Gehälter in aller Regel ausreichen, um den Sport hauptberuflich zu betreiben. Schon in der zweiten Bundesliga werden durchschnittlich Gehälter zwischen 7.000 und 20.000 Euro je Monat gezahlt, für einzelne Spieler auch deutlich darüber. Für den Frauenfußball wünschte sich Nationalspielerin Lina Magull jüngst einen Mindestlohn von 2.000 bis 3.000 Euro je Monat ab der zweiten Bundesliga, damit keine Spielerin mehr nebenher arbeiten müsse.
Das Grundgesetz sieht in Artikel 3 u.a. die Gleichberechtigung der Geschlechter vor und macht die Beseitigung bestehender Nachteile ausdrücklich zur staatlichen Aufgabe.
„Es kann in meinen Augen nicht sein, dass wir in Kiel den Profisport mit Millionenbeträgen aus öffentlichen Mitteln fördern und dabei komplett außer Acht lassen, ob dieses Geld auch im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit verwendet wird oder nur dem Männersport zugutekommt und so bestehende Ungleichheit sogar noch weiter verstärkt. Wir hätten gestern die Gelegenheit gehabt, aus dieser Ratsversammlung ein deutliches Zeichen für die Gleichstellung der Geschlechter zu senden können. Leider war die Ratsmehrheit dazu nicht bereit!“, ärgert sich Hein.