
Zum Beschluss der Ratsversammlung zum Dringlichkeitsantrag „Nachwuchsbereich vom (sic) Holstein Kiel und Frauenfußball stärken“ der Kooperation erklärt Ratsherr Burkhardt Gernhuber, Vorsitzender der Ratsfraktion DIE LINKE:
„Der Idee, die finanzielle Förderung von Profisportvereinen an den Ausbau der Gleichstellung von Frauen und Männern zu knüpfen, stehen wir natürlich sehr positiv gegenüber. Genau das haben wir schließlich erst vor einem Monat beantragt. Leider wurde das im Schul- und Sportausschuss durch die zahnlose Änderung der Kooperation entkräftet. Und das traurige Ergebnis sehen wir jetzt: Frauenförderung wird im kurzfristigen Schnellverfahren in ihr genaues Gegenteil verkehrt!“
Im August beantragte die LINKE, den Ausbau der Gleichstellung grundsätzlich zur Bedingung für Förderungen von Profisportvereinen mit öffentlichen Geldern zu machen, und scheiterte mit diesem Ansinnen an der Ratsmehrheit. Stattdessen hat die Kooperation in der letzten Sitzung des Schul- und Sportausschusses nebulös beschlossen: „In Kiel werden bei den Entscheidungen über die Vergabe von Mitteln der Sportförderung Aspekte der Gleichstellung beachtet.“ Und auf den ersten Blick beachten sie in dem gestern beschlossenen Antrag zur Aufwertung von Spielfeldern im Nachwuchsleistungszentrum Projensdorf von Holstein Kiel (Kostenpunkt für die Stadt etwa 700.000 Euro bei einer zusätzlichen Förderung von 250.000 Euro durch das Land, Stand Juni 2022) auch Aspekte der „Frauenförderung“.
Wenn man sich das, was SPD und Grüne hier beantragt haben, allerdings genauer anschaut, ist es alles andere als die Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern: Zum Ausgleich dafür, dass die Ausbildung des ausschließlich männlichen Nachwuchses von Holstein Kiel mit insgesamt knapp einer Million Euro aus öffentlichen Mitteln gefördert wird, dürfen sich die Holstein Women gelegentlich anschauen, was mit diesen Mitteln alles möglich ist – die Plätze im Nachwuchsleistungszentrum sollen den Holstein Women nach dem Beschluss als Ersatzspielstätte zur Verfügung gestellt werden. Außerdem dürfen die Holstein Women in seltenen Ausnahmefällen sogar mal im Holstein-Stadion spielen und Holstein Kiel soll sich zusammen mit der Stadt Gedanken machen, ob irgendwann in der Zukunft vielleicht auch mal eine zentrale Trainingsstätte für Frauen möglich wäre.
Wo die von der Stadt zugesagten 700.000 Euro in der derzeitigen finanziellen Situation herkommen sollen, ist zudem äußerst fragwürdig. Möglicherweise ist dieses Detail genau wie die nicht berücksichtigte Förderung des Breitensports von der Kooperation auch einfach in der Kürze der Zeit übersehen worden (Achtung Ironie): Die Geschäftliche Mitteilung, auf die sich der extrem kurzfristig vor der Ratsversammlung eingereichte Dringlichkeitsantrag beruft, ist schließlich erst vor einem Vierteljahr im Schul- und Sportausschuss behandelt worden.
„Das ist die Verfestigung und der Ausbau der bestehenden Ungleichheit mit fast einer Million Euro! Während die öffentlichen Kassen leer sind, die Kosten explodieren und viele Kieler*innen nicht wissen, wie sie über den Winter kommen sollen, ist so eine kostspielige einseitige Männerförderung grundfalsch!“, ärgert sich Gernhuber.